Mit Energie - von Anfang an
Die Liebe zu Brennstoffen und der Umgang mit Kunden liegen unserer Familie seit Jahrzehnten im Blut. Mein Großvater Hermann, gebürtiger Ostpreuße, betrieb bereits in den 30er Jahren in einem Dorf nahe dem damaligen Königsberg einen Kolonialwarenladen. Neben einer Vielzahl von Gewürzen, Kakao, Reis, Zucker und Tabak handelte er mit gebrochener Steinkohle und Kohlebriketts.
1945 flüchtete Hermann mit Ehefrau Ernestine und dreien ihrer vier Kinder in den Westen. Sohn Siegfried, der sich zu dieser Zeit in Kriegsgefangenschaft befand, kam 1948 nach. Im lauenburgischen Koberg wurden die Thalmanns schließlich sesshaft und wollten fortführen, was ihre Leidenschaft war: den Handel mit Kohle und Holz.
1956 gründeten mein Vater und Großvater im Nachbardorf Nusse die Firma 'Hermann Thalmann' später umbenannt in 'Siegfried Thalmann' , und kurze Zeit später wurde aus dem Arbeitsort auch die neue Heimat für die ganze Familie. Das Büro war im Wohnhaus untergebracht, Mutter Helga führte die Kasse und die Kundengespräche – und diese am liebsten direkt aus dem Küchenfenster hinaus. Das Wechselgeld war in einer Dose deponiert und sicher auf dem obersten Regal hinter den Kaffeetassen versteckt. Neben Holz, Braunkohlebriketts und Koks verkauften meine Eltern auch Kartoffeln an die Landbevölkerung.
Im Laufe der Jahre vergrößerte sich der Thalmannsche Fuhrpark: zu einem uralten Lkw kamen zwei Kipper hinzu. Wurden die Fahrzeuge nicht zum Kohletransport benötigt, vermietete mein Vater sie an Bauunternehmen, die in der Region Häuser und Straßen bauten, erweiterten und instandsetzten.
Der Umgang mit Brennstoffen gehörte in unserer Familie zum Alltag. Meine Geschwister und ich (Jahrgang '63) halfen in jeder freien Minute beim Kohle zureichen, wir holten mit unserem Vater die Kohlelieferung vom Möllner Bahnhof ab und waren auch bei den Auslieferungen dabei. Weniger als 6,00 DM kostete in den 60er Jahren ein Zentner Kohle, die Säcke schulterte mein Vater und brachte sie den Kunden je nach Wunsch in den Keller oder auf den Dachboden. Ein hartes Geschäft, von dem sich gegen Ende des Jahrzehnts viele Kohlehändler verabschiedeten, um sich dem ausschließlichen Handel mit Mineralöl zu widmen. Auch 'Thalmann Brennstoffe' machte diesen klassischen Wandel mit und investierte in einen Aufsatztank mit einem Fassungsvermögen von etwa 2.000 Litern. Das Geschäft lief gut an und so wurde kurze Zeit später ein größerer Aufsatztank angeschafft, der dann schließlich Anfang der 70er Jahre von unserem ersten Tankfahrzeug (Fassungsvermögen knapp 10.000 Liter) abgelöst wurde
1985 bin ich offiziell in die Firma eingetreten und unterstützte meinen Vater in allen Firmenbelangen. 1987 begannen wir mit dem Vertrieb von Schmierstoffen. Wir bedienten nicht nur den üblichen Kfz-Bedarf, sondern spezialisierten uns schon bald auf Industriebedarf, insbeesondere auf Öl zur Metallbearbeitung. 1990 kauften wir ein zweites Tankfahrzeug und errichteten außerdem eine Diesel-Tankstelle, die zwei Jahre später modernisiert und durch einen Schlüsselautomaten ergänzt wurde. Hier konnte nun Tag und Nacht getankt werden.
Meinem Vater und mir war wichtig, zusätzlich zu Heizöl, Diesel und Schmierstoffen stets auch noch Kohle und Holz anzubieten. Als ich im Jahr 1993 die Firma in Eigenregie, jetzt unter dem Namen 'Thalmann Brennstoffe' übernahm, blieb ich diesem Angebot treu. Außerdem ergänzten zwischen den Jahren 1995 bis 2005 Baustoffe wie Zement, Dachziegel und Pflastersteine das Sortiment. Mit einer der ersten Autogas-Tankstelle Schleswig-Holsteins konnte ich ab dem Jahr 2002 einen weiteren umwelt- und energiebewussten Kundenkreis ansprechen.
2004 kam es zum Zusammenschluss mit der Firma Gohl aus Güster. Unter dem Motto „Qualität von Anfang an“ bot ich gemeinsam mit Volker Dethmann und unseren anfangs zwei und später fünf Mitarbeitern an unserem Standort in Mölln Brennstoffe an. Dank den Vorbesitzern Käthe und Harald Tode, die dort seit den 70er Jahren Öl verkauften und sich einen guten Namen gemacht hatten, war ein großer Kundenkreis vorhanden. Durch Zuverlässigkeit und persönliches Engagement konnten wir diesen von unserer Arbeit überzeugen, behalten und erweitern. Mit regelmäßigen Fortbildungen und Seminaren zum Thema innovative und umweltschonende Technologien brachten wir unser Wissen immer auf den neuesten Stand. Und Dank unserer Neugier auf Neues setzten wir das erlernte Know-how ohne lange zu Zögern um: Thalmann & Gohl bot als einer von wenigen Mineralölhändler der Region Bio-Diesel an. Auch die erste öffentliche AdBlue-Tankstelle war in der Möllner Industriestraße auf unserem Geschäftsgelände zu finden. (Erklärung AdBlue: hochreine Harnstofflösung, die Stickoxide in Lkw-Abgasen fast vollständig neutralisiert und den Ausstoß von Feinstaub senkt.)
Im Jahr 2007 hing der letzte Kohlehändler Lübecks - Braun & Co. - seine Arbeit an den Nagel. Und für uns fing ein weiteres Abenteuer an. Die Frage meines Geschäftspartners Volker Dethmann, ob wir die Lübecker Kunden übernehmen und wieder voll ins Kohlegeschäft einsteigen sollten, beantwortete ich nach kurzem Überlegen mit einem klaren Ja. Ich war sofort Feuer und Flamme – auch, wenn mir das Risiko durchaus bewusst war. Mit Kohle kann man heutzutage keine Kohle machen. Und doch fühlte ich mich auf eine ganz besondere Art und Weise sicher: Ich wollte zurück zu den Wurzeln, zurück zum Handel mit festen Brennstoffen.
Dazu gehört - neben hochwertiger Kohle in jeglicher Form und Verarbeitung - der für mich schönste Rohstoff überhaupt: Holz. Die Voraussetzungen waren durch den Kohlehandel bereits geschaffen, also blieb noch, sich für ein gutes Produkt zu entscheiden. Vielleicht lag es an dem guten Vertreter der Firma Knackholz, der mir sein trommelgetrocknetes Holz präsentierte und sich beim Anpreisen der damaligen Neuheit schier überschlug. Doch schon das Holz allein sprach für sich: bildschöne Scheite mit einer Restfeuchte von unter 22 Prozent, absolut ungeziefer- und schimmelfrei. Dazu noch die Garantie, dass ausschließlich Holz aus zertifiziertem, deutschem Waldbau verwendet und damit Nachhaltigkeit gewährleistet wird.
Ein bisschen Herzklopfen hatten wir dann aber schon, als die Mindestbestellmenge von 50 Kubikmetern angeliefert wurde. War die Entscheidung, sich in der heutigen Zeit auf Brennholz zu spezialisieren, richtig? Doch wir blieben nicht darauf sitzen. Im Gegenteil: Innerhalb kurzer Zeit schrumpfte der Berg und die Nachfrage nach dem „tollen Holz“ stieg. Mittlerweile hat sich ein fester Kundenkreis gebildet, der anspruchsvoll ist und die hohe Qualität zu schätzen weiß.